Seit Ende Dezember 2024 gilt die Travel Rule. Wer Kryptowährungen von einer Krypto-Plattform auf eine Wallet-Adresse schicken möchte, wird nun von der Plattform gefragt, wem die Wallet-Adresse gehört. Wir erklären dir, was dahintersteckt.
Ziel der Travel Rule
Die Travel Rule wurde mit dem Ziel entwickelt, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wirksamer zu bekämpfen. Ursprünglich von der Financial Action Task Force (FATF) für den traditionellen Finanzsektor konzipiert, zielt sie darauf ab, die Rückverfolgbarkeit von Transaktionen sicherzustellen. Aufgrund des wachsenden Einflusses des Kryptomarkts wird die Regel nun auch auf Kryptowährungen angewendet.
Die dazu ergangene EU-Verordnung gilt für alle Transfers, bei denen mindestens ein Anbieter von Krypto-Dienstleistungen in der EU ansässig ist. Sie zielt darauf ab, illegale Aktivitäten durch erhöhte Transparenz zu verhindern und das Vertrauen in den Kryptomarkt zu stärken.
Travel Rule: Änderungen für Krypto-Nutzer
Ab dem 30. Dezember 2024 müssen Krypto-Dienstleister Informationen über den Sender und Empfänger, wie Name, Adresse und weitere relevanten Daten erfassen.
Beachte!
Diese Anforderungen gelten auch für Transfers zu und von selbstverwalteten Wallets. Kund:innen, die Kryptowährungen an ihre eigene Wallet übertragen, müssen nachweisen, dass sie die rechtmäßigen Inhaber der Wallet sind (z. B. durch einen Satoshi-Test).
Wie der Satoshi-Test funktioniert und welche weiteren Möglichkeiten es für den Besitznachweis eines Wallets gibt, kannst du hier nachlesen:
Verifikation von Wallet-Adressen
Die EU-Verordnung schreibt vor, dass jede neue Wallet-Adresse, die für Ein- oder Auszahlungen verwendet wird, verifiziert werden muss, wenn Transaktionen über 1.000 Euro hinausgehen. Hier sind wichtige Punkte zu beachten:
1. Muss ich die Verifizierung bei jeder neuen Wallet-Adresse wiederholen?
Ja, jede neue Adresse muss verifiziert werden. Eine einmal verifizierte Adresse muss jedoch nicht erneut verifiziert werden. Dies macht die Nutzung der gleichen Adresse für wiederholte Transaktionen praktischer.
2. Was sind die Herausforderungen bei wechselnden Wallet-Adressen?
Häufig wechselnde Adressen bedeuten, dass Nutzer:innen bei jeder neuen Adresse den Verifikationsprozess durchlaufen müssen, was zeitaufwendig sein kann. Um die Privatsphäre zu schützen, wird bei Kryptowährungen in der Regel empfohlen, Adressen zu wechseln. Dies kann im Widerspruch zur Praktikabilität der Verifizierungsanforderungen stehen.
Kryptowertetransfers von Person zu Person: Von der Travel Rule betroffen?
Die EU-Verordnung betrifft nicht Transfers von Kryptowerten, die direkt zwischen Privatpersonen ohne Beteiligung eines Anbieters von Krypto-Dienstleistungen abgewickelt werden (sogenannte „Kryptowertetransfers von Person zu Person“).
Die Bedeutung der 1.000-Euro-Grenze
Die Verordnung legt fest, dass die Grenze von 1.000 Euro nicht nur für Einzeltransaktionen gilt, sondern auch für „mehrere verbundene Transaktionen“.
Dies bedeutet:
- Kumulierte Transaktionen: Transfers, die „verbunden zu sein scheinen“, werden zusammengezählt, um die Grenze zu überwachen. So wird verhindert, dass die Anforderungen durch Aufteilung auf mehrere kleine Beträge umgangen werden
- Überwachung durch Dienstleister: Krypto-Plattformen müssen Transaktionsmuster prüfen, um festzustellen, ob und wann die 1.000 Euro-Grenze überschritten wird.
Konsequenzen bei Nicht-Mitwirkung
Wenn Kund:innen nicht bereit sind, die notwendigen Informationen zur Verifizierung bereitzustellen, hat dies klare Auswirkungen:
- Ablehnung der Transaktion: Transaktionen werden nicht durchgeführt, solange die Verifizierung nicht abgeschlossen ist. Transfers mit fehlenden oder unvollständigen Angaben müssen zurückgewiesen oder ausgesetzt werden.
- Meldung an die Behörden: Wiederholte Weigerung oder unvollständige Angaben führen dazu, dass der Dienstleister die Situation den zuständigen Behörden meldet.
- Beendigung der Geschäftsbeziehung: Bei wiederholter Nicht-Mitwirkung können Dienstleister die Geschäftsbeziehung mit dem Nutzer einschränken oder beenden.
Fazit zur Travel Rule
Die Einführung der Travel Rule bringt erhebliche Veränderungen für Krypto-Anleger:innen und Dienstleister mit sich. Während die Regelung darauf abzielt, den Kryptomarkt sicherer und transparenter zu gestalten, erfordert sie von Nutzer:innen aktive Kooperation. Nutzer:innen sollten sich über die Anforderungen informieren und vorbereitet sein, die notwendigen Daten bereitzustellen, um Verzögerungen oder Transaktionsabbrüche zu vermeiden.
Ein weiterer Schritt zu mehr Regulierung am Krypto-Markt ist das Crypto Assets Reporting Framework (CARF). Welche Kundendaten ab 2026 mit den Behörden ausgetauscht werden, kannst du hier nachlesen:
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